Dokumentation


40 Jahre Frauenzentrum

 Frauenzentrum 1985 bis 2025

 

Das „Frauenzentrum Wetterau“ in Friedberg feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges
Bestehen. Das Bildungs- und Kulturzentrum ist ein Ort der Begegnung von Frauen aus
einer Vielzahl von Kulturen und mit individuellen Lebensgeschichten. Das Programm
bietet u. a. ein wöchentliches Café, Diskussionsforen, Ausstellungen, Ausflüge,
Lesungen, Aktionstage, Stadtführungen oder Treffen zum gemeinsamen Brunch.
Sprachkurse und Thementage laden zum Lernen ein. Seminare und vielfältige kulturelle
Veranstaltungen ermöglichen Fortbildung, Anregung und Entspannung. Frauen in Krisen-
und Notsituationen erhalten persönliche Beratung und Informationen über die
Hilfeeinrichtungen in der Wetterau. Außerdem treffen sich regelmäßig Gruppen mit
unterschiedlichen Arbeitsinhalten, zum Beispiel Politik, interkultureller Dialog oder
Trennung und Scheidung. „Wir stärken Frauen und bieten ihnen Freiraum für persönliche
Entwicklung“ ist der Leitsatz des Trägervereins Frauenzentrum Wetterau e.V., dessen
Vorstand die Einrichtung ehrenamtlich leitet.


Eine kleine Chronik


Gegen Ende der 70er Jahre im letzten Jahrhundert gab es in der Bundesrepublik
Deutschland eine Familienrechtsreform, die erhebliche Veränderungen mit sich brachte.
Die Frauen, die nun für außerhäusliche Aktivitäten keine Einwilligung ihres Ehemannes
mehr benötigten, fingen an, sich zu „emanzipieren“. Sie lösten sich zunehmend aus
hemmenden Abhängigkeiten und wurden selbstständiger. Sie trafen sich in
Frauengruppen und diskutierten ihre Situation.


Auch in der Wetterau luden Frauen ab Herbst 1984 in der örtlichen Presse zu Treffen in
einer Kneipe ein, um gemeinsam Aktionen zu planen und zu organisieren. Doch es war
schwierig, dort in Ruhe einen individuellen Weg zu suchen. Die Frauen brauchten eigene
Räumlichkeiten. Denn manche Frauen hatten Erfahrungen zu berichten, die für alle nicht
einfach zu verkraften waren. So fand im Januar 1985 in Friedberg die Gründungs-
veranstaltung des Vereins „Frauenzentrum für den Wetteraukreis“ statt. 15 Frauen
beteiligten sich damals als MITFRAUEN und begannen, ein Programm für ihre
Geschlechtsgenossinnen zu erarbeiten. Es wurden Finanzierungs- und Haushaltsanträge
gestellt und als erste Unterstützung gab es einen zweckgebundenen Zuschuss des
Wetteraukreises. Das war der Start für ein eigenes Domizil in der Friedberger Altstadt im
November 1986.


Bereits während dieser Zeit arbeiteten die Frauen daran, ein Frauenhaus für die
Wetterau zu bekommen. Während im Frauenzentrum Beratungen von körperlich und
seelisch misshandelten Frauen stattfanden, entstand der eigenständige Verein „Frauen
helfen Frauen“, der sich in der Folge schwerpunktmäßig um die Errichtung des
Frauenhauses kümmerte. Auch die Frauen der „Notrufgruppe“ machten sich bald
selbstständig und trafen sich fortan in Nidda. Unterdessen entwickelte sich das
Frauenzentrum weiter als Ort zum Kennenlernen und als Raum zum Agieren, zum
Lernen und zum Feiern. Viele Angebote drehten sich um die Entlastung im Alltag.
Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse fanden großen Zuspruch, denn immer
mehr Frauen machten die gegen sie ausgeübte Gewalt öffentlich. Es bildeten sich
themenbezogene Gruppen, wie z.B. Stillgruppen oder die Gruppe für Alleinerziehende.
Seit den Anfängen des Frauenzentrums gibt es das „Internationale Frauen-Café“. Jeden
Mittwochnachmittag bietet es bis heute einen Treffpunkt für Frauen jeden Alters und jeder
Herkunft, die sich informieren und austauschen möchten.


1986 startete das „Frauenfilm-Projekt“, das neunzehn Jahre lang jeden Monat einen
Frauenfilm in die heimischen Kinos brachte. Es wurden Regisseurinnen eingeladen, wie
zum Beispiel 1997 die vielfach ausgezeichnete Caroline Link, und Filmnächte
veranstaltet. Von Dokumentarfilmen über Frauenschicksale, von Krimis bis hin zu
Komödien reichte die Bandbreite der Vorführungen.


Frauen, die selbst künstlerisch tätig waren, nutzten die Räumlichkeiten des
Frauenzentrums von Anfang an für Ausstellungen und Lesungen.


Im Frühjahr 1995 erfolgte der Umzug in die Kaiserstraße 164. Durch Anzeigen finanzierte
Halbjahresprogramme informierten damals über das Seminarangebot aus den Bereichen
Gesundheit, Sprachen, EDV, Recht, Kultur und Soziales. Großveranstaltungen wie die
Frauen-Gesundheitstage oder Fachveranstaltungen wurden von einem erweiterten Team
ausgerichtet.


In Büdingen gab es von 1998 bis 2009 eine Zweigstelle mit eigenem Programm. Der dort
vorhandene, modern ausgestattete EDV-Schulungsraum wurde zeitweise in Kooperation
mit der Volkshochschule des Wetteraukreises genutzt.


In dieser Zeit arbeiteten bis zu sieben Angestellte für den Verein.


Erstmals ernste finanzielle Probleme entstanden mit der Umstellung von der D-Mark auf
den Euro. Die Teilnehmerinnen-Zahlen an den Kursen nahmen 2001/2002 drastisch ab.
Bildungsurlaube und viele kostenpflichtige Kurse fanden wegen der überall in den
Betrieben und Behörden einsetzenden Sparmaßnahmen nicht mehr statt. Zusätzlich
strich 2003 auch noch das Land Hessen im Zuge der Aktion „Sichere Zukunft“ den
Förderbetrag des Zentrums rückwirkend um 100 %. Ein radikaler Schnitt war jetzt
angesagt. Der Vorstand stand vor der Frage, Räume oder Personal zu behalten? Um die
Einrichtungen in Friedberg und Büdingen weiterführen zu können, wurden alle sieben
Arbeitsplätze im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten abgebaut und die Arbeit auf
ehrenamtliche Basis umgestellt.


Nachdem der lange geplante Umzug in günstigere Räumlichkeiten in der
Wintersteinstraße in Friedberg im April 2004 endlich über die Bühne gegangen war,
konnte aufgrund der eingesparten Miete im August eine der ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen im Büro auf Minijob-Basis eingestellt werden. Bis heute wird aber der
wesentliche Teil der inhaltlichen und der organisatorischen Arbeit im Zentrum
ehrenamtlich geleistet. Die Seminar-Leiterinnen wurden und werden auf Honorarbasis
entlohnt.


Seit 2004 erstmals Deutsch-Kurse für Migrantinnen stattfanden, wurde der Schwerpunkt
„Arbeit mit und für Migrantinnen“ kontinuierlich ausgebaut. Die Kurse „Deutsch für den
Alltag“ sollten Mütter in die Lage versetzen, Arztbesuche oder Verhandlungen mit
Vermietern ohne die Übersetzungsdienste ihrer Kinder wahrzunehmen. Durch die
Beteiligung an internationalen Festen und internationalen Frauen-Frühstücken
entstanden nach und nach Kontakte zu mehreren ausländischen Frauengruppen. Für
diese standen immer die Räume des Zentrums zur Verfügung.


Netzwerke und Kooperationen spielten jederzeit im Frauenzentrum eine wichtige Rolle.
So haben sich mehrere Selbsthilfegruppen dort getroffen; lange Jahre unter anderen der
„Gesprächskreis für Mädchen und Frauen mit Behinderungen“.


Eine der wichtigsten Aufgaben besteht in der Stärkung und Unterstützung von Frauen in
Konfliktsituationen. Das Zentrum bietet Hilfe in Krisen- und Notsituationen durch
persönliche Beratung und mit Informationen über die Hilfeeinrichtungen in der Wetterau.
Deren Arbeitsweise und Unterstützungsmöglichkeiten wie auch die dort Tätigen sind
durch die Mitwirkung in unterschiedlichen Netzwerken vertraut. In der Einzelberatung
werden Frauen gestärkt, ihren Weg aus der belastenden Situation heraus zu finden und
zu gehen. Neben der Einzelberatung lädt das Frauenzentrum monatlich Frauen ein, die
sich von ihren Partnern getrennt haben oder geschieden wurden. In der Gruppe besteht
die Möglichkeit des Austauschs von Erfahrungen und der gegenseitigen Unterstützung in
einem geschützten Rahmen.


Viele Fachtagungen, Informationsveranstaltungen und Informationsstände in der
Wetterau wurden gemeinsam mit den befreundeten Frauenvereinen „Frauen helfen
Frauen“, „Frauen-Notruf“ und „Wildwasser“ durchgeführt.


Besonders wichtig für die Arbeit ist auch der „Fachdienst Frauen und Chancengleichheit“
des Wetteraukreises als fachliches Korrektiv und häufiger Kooperationspartner.
Gemeinsam mit dem Fachdienst und weiteren Frauenbeauftragten aus den Städten
entstand die Veranstaltungsreihe „Miteinander Leben gestalten“, die über viele Jahre
jeweils zum Internationalen Frauentag (8. März) und im September zu den
„Interkulturellen Wochen Wetterau“ eine frauenpolitische Diskussionsveranstaltung
angeboten hat.


Seit 2012 entwickelte das Frauenzentrum, gemeinsam mit dem Jobcenter in Friedberg,
den Frauentreff, ein Angebot für Frauen über 50, die längere Zeit arbeitsuchend waren.
Er basierte auf dem Konzept der stabilisierenden Gruppenarbeit und half den
Teilnehmerinnen, Arbeitshemmnisse abzubauen. Leider lief mit dem bundesweiten
Jobcenter-Projekt „Chance 50 +“ der Frauentreff zum Jahresende 2015 aus.


Als Reaktion auf Fragen, die durch Vorfälle zur Silvesternacht 2015 in Köln aufgeworfen
worden waren, entstand die Idee zu einer Diskussionsveranstaltung im Frauenzentrum
zum Thema: „Sind die Rechte der Frauen in Gefahr?“. Die Runde fand im Rahmen der
Reihe „Frauenforum der Vielfalt“ statt. Die Frauenbeauftragten informierten über die
bestehende rechtliche Situation (z. B. die fehlende Umsetzung der „Istanbul –
Konvention“ von 2011) und Lücken in der Gesetzgebung. Die Teilnehmerinnen aus
verschiedenen Kulturkreisen setzten sich mit Frauenbild & Männerrolle in verschiedenen
Herkunftsländern auseinander und überlegten, wie positive Werte vermittelt und
vorgelebt werden könnten. Sie machten Werbung für die bundesweite „Nein heißt Nein“ –
Kampagne, der inzwischen bekanntlich eine Gesetzesänderung folgte.
Gleichzeitig wurde das Engagement gegen aufkommende rechte Gruppierungen und
faschistische Tendenzen verstärkt, häufig in Kooperation mit anderen prodemokratischen
Gruppen. Nach den Kommunalwahlen im März 2016 gründete sich ein Netzwerk aus
Politikerinnen und engagierten Wählerinnen, das bis in die Gegenwart politisch Stellung
bezieht und gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen unsere demokratische
Verfassung verteidigt.


Das Jahr 2018 stand ganz im Zeichen einer Entscheidung, die einhundert Jahre zuvor
gefallen war: das Recht auf allgemeine, gleiche und geheime Wahlen, das den Frauen,
erstmals für die Wahlen im Januar 1919, das aktive und das passive Wahlrecht
eingeräumt hatte.


Zweimal wurden Besuche der wunderbaren Ausstellung „Damenwahl!“ im Historischen
Museum in Frankfurt organisiert. In der Wetterau hatte sich, angeregt von den
Frauenbeauftragten des Wetteraukreises, zum Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht“ ein
Aktionsforum aus mehreren Frauengruppen und Organisationen zusammengefunden.
Gemeinsam mit den Frauenbeauftragten der Städte Friedberg und Bad Nauheim, der
Evangelischen Kirchengemeinde Friedberg und FAB gGmbH lud die Gruppe eine Woche
vor der Landtagswahl 2018 zum Aktionstag in die Wolfengasse ein. Rund um den
riesigen roten Teppich zwischen Kaiserstraße und Stadtkirche in Friedberg boten die
Akteurinnen Informationen und Unterhaltung für die Besucherinnen des Wochenmarktes
am Samstag. Die Frauen des Frauen-Netzwerks für Demokratie informierten ausführlich
mit einer Wandzeitung über die zahlreichen Volksabstimmungen, die zeitgleich zur
Landtagswahl abgestimmt werden sollten. Außerdem wehrten sich die Frauen gegen
Rassismus plakativ gegen eine Wende rückwärts bei den Frauenrechten. Finanziell
unterstützt wurde das Bündnis am Aktionstag vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“.
Rund um diesen Tag rankte sich von Juli 2018 bis Januar 2019 eine Abfolge von einem
Dutzend unterschiedlicher Veranstaltungen, die mit einem Flyer in der Wetterau und
darüber hinaus beworben wurden.


2019 wurde durch die Europawahlen geprägt. Das Aktionsbündnis, das im Vorjahr so
erfolgreich zusammengearbeitet hatte, fand sich wieder zu gemeinsamen
Straßenaktionen und Informationsveranstaltungen zusammen. Im Frauenzentrum traf der
Besuch einer Lobbyistin aus Brüssel auf großes Interesse, genauso wie die
Informationen über die Projekte im Wetteraukreis, die durch die EU gefördert wurden.
Der „Imagine-Peace-Day“ in Friedberg sowie eine „Friedenslesung“ umrahmten im
Kalender die Aktivitäten für ein geeintes Europa.


Der neu gebildete Häkelkreis und die Näh-Werkstatt ermöglichten interessierten Frauen
handwerkliche Kreationen.


2020 sollte der Einsatz gegen rechte Gewalt und die Verletzung der Menschenrechte im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Das Jahresprogramm stand und sollte mit dem
35-jährigen Jubiläum des Frauenzentrums Wetterau beginnen. Der „Tag der offenen
Tür“ war fertig vorbereitet und alle Einladungen versendet. Doch dann kam Corona und
mit ihm der erste Lock down. Die Feier fiel aus. Wie in allen Bildungs- und
Kultureinrichtungen fanden auch im Frauenzentrum keine Veranstaltungen statt. Das
Beratungsangebot bestand jedoch weiter. Das Büro war besetzt und telefonisch
(06031-2511) oder per E-Mail (frauenzentrum.wetterau@t-online.de) für Anfragen
erreichbar. Hilfestellungen für betagte Besucherinnen, wie Einkaufsdienste, wurden
organisiert. Schon bald setzte sich die Erkenntnis durch, dass Alternativen zum
bisherigen Betrieb erarbeitet werden mussten. Die Räumlichkeiten wurden Corona-
gerecht mit Einbahnstraßenverkehr, Hygienestation und Abstandhaltern umgestaltet,
Videokonferenzen technisch ermöglicht. Der Vereinsvorstand überlegte, in welchem
Rahmen und an welchem Ort die jährliche Hauptversammlung stattfinden könne und
entschied sich dafür, außer den Mitfrauen diesmal auch alle regelmäßigen
Besucherinnen des Zentrums einzuladen, die zum Teil seit fünf Monaten das Zentrum
vermissten. Er mietete zu diesem Zweck den großen Saal der Stadthalle in Friedberg
an. Da keine Neuwahlen stattfanden, war viel Raum und Zeit, die ungewöhnliche
Situation gemeinsam zu beleuchten. Der Zuspruch war groß und zeigte, wie sehr den
Frauen das Zentrum fehlte. Auf der riesigen Leinwand der Bühne in der Stadthalle
wurde nicht nur der Jahresbericht 2019, sondern auch das Zukunftsprojekt
THEMENZEIT“ (von September bis November) vorgestellt.


Glücklicherweise begann nach den Sommerferien eine Studentin der Sozialarbeit ihr
Praktikum bei uns. Sie hatte Gelegenheit am sozialarbeiterischen Alltagshandeln im
Frauenzentrum teilzunehmen und die Anforderungen an eine niederschwellige
Anlaufstelle kennenzulernen. Sie war beteiligt an Beratungen von Klientinnen, an
Teambesprechungen sowie an Netzwerktreffen und recherchierte eigenständig
verschiedene Themenbereiche, die sie dann in mehreren Veranstaltungen vorstellte.
Für uns war die achtwöchige Zusammenarbeit eine Zeit der Inspiration und Belebung.
Die junge Frau setzte neue Impulse für die Arbeitsabläufe im Zentrum und unterstützte
uns bei der notwendigen fortschreitenden Digitalisierung.


Für eine modernere EDV-Ausstattung hatten wir schon lange gespart. So waren wir
gerüstet, als im November wieder alle Veranstaltungen in unseren Räumen abgesagt
werden mussten und wir auf Internet-gestützte Treffen zurück geworfen wurden.
Wir nutzten die Zeit, unsere Frauen-Bibliothek neu zu gestalten und mit einem
Zuschuss von „Demokratie leben“ auch mit neuen Büchern zu den beiden Themen
Antirassismus und Feminismus auszustatten. Ziel des Projekts „LESEZEIT“ war es,
Frauen in gemütlicher Atmosphäre die Möglichkeit zu bieten, sich politisches Wissen
anzueignen und gemeinsam mit anderen Frauen unsere Demokratie zu stärken und
mitzuwirken an der Gestaltung einer gendergerechten und vielfältigen Gesellschaft.
Trotz aller Einschränkungen konnten wir fünf Themenabende mit sehr unterschiedlichen
Inhalten (z.B. „Wohnen in der Wetterau“ oder „Heimische Künstlerinnen“) durchführen,
die auf großes Interesse stießen.


Verliehen wurde uns von der damaligen Ersten Kreisbeigeordneten das Label „Vielfalt
Wetterau! - Region für alle!“ des Wetteraukreises, das uns seitdem als Verein bestätigt,
der sich zu Toleranz und Vielfalt bekennt.


2022 kamen mehrere neue Frauen zum Verein, was eine Fülle neuer Aktivitäten
ermöglichte. So entstand die Ausstellung „Friedberger Frauen – sehenswert“, die im
Herbst d. J. zum ersten Mal gezeigt wurde. Sie stellt Frauen aus mehreren
Jahrhunderten vor, die in Friedberg gelebt oder gewirkt haben oder dies noch tun.
Bauchtanz-Kurs, Sing-Workshop oder Vorsorge-Workshop sowie Vorträge zu Care-
Arbeit oder Stressvermeidung rundeten ein buntes Programm ab. Eine weitere Gruppe
beschäftigte sich mit der Situation queerer, junger Erwachsener und dem Aufbau eines
Netzwerks. Dank einer Spende der Zonta-Frauen etablierte sich das „Singen zum
Tagesausklang“ seit 2023 vierzehntägig im Kreativhaus auf der Kaiserstraße unter der
Leitung der Gesangspädagogin Annette Jahr.


Nach wie vor blieben auch Migrantinnen im Blickfeld der Gestalterinnen. Information,
Unterstützungsangebote und praktische Hilfen sind fester Bestandteil des Angebots.
Neben der jährlich stattfindenden Selbsthilfemeile waren wir auch beim Ehrenamtstag in
Friedberg präsent. Neben allen regelmäßigen Veranstaltungen im Frauenzentrum ist so
ein Jahresprogramm gewachsen, das mit den Kooperationsterminen im
„Frauenfrühling“ und zu den „Interkulturellen Wochen Wetterau“ rund 250
Veranstaltungen pro Jahr umfasste.


Ende 2023 wurden wir für diese langjährige, konstante Unterstützung von Frauen für
Frauen erstmals geehrt: wir erhielten in Gießen den Conny-Nix-Preis 2023, der
Initiativen auszeichnet, die Frauen fördern. Der Preis war mit € 2000,00 dotiert.
Die Finanzierung der Arbeit ist ein Dauerproblem. Die öffentlichen Zuschüsse, vor allem
des Wetteraukreises und im kleineren Rahmen einiger Städte und Gemeinden, decken
die Kosten für die Räumlichkeiten und die Veranstaltungen. Nicht enthalten sind die
Personalkosten, die notwendig wären, denn die Vielzahl der Angebote ist ehrenamtlich
kaum noch abzudecken. Der ehrenamtliche Vorstand müsste durch eine hauptamtliche
Geschäftsführung entlastet werden.


Es ist bemerkenswert, wie ca. zehn kontinuierlich arbeitenden Ehrenamtliche ein solch
breit gefächertes Angebot von rund 250 Veranstaltungen pro Jahr zustande bringen.
Was sie sich wünschen: mehr Frauen, die Freude daran haben, das Programm
mitzugestalten.

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1985 - 2025
1985 - 2025 Bericht.pdf
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