R A U M F Ü R B I L D U N G & K U L T U R
Innerhalb der neuen Veranstaltungsreihe THEMENZEIT des Frauenzentrums Wetterau e.V. wurde kürzlich das Thema: „Genderfragen in Coronazeiten“ besprochen. Nach einigen theoretischen Inputs gab es
viel Raum für Diskussion und Austausch über persönliche Erfahrungen. Inhaltliche Schwerpunkte waren dabei die Auswirkungen der Corona-Krise für Frauen sowie die geschlechterbezogene Datenlücke
(Gender Data Gap).
Für erstere Thematik orientierten sich die Frauen an dem Policy Brief des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Dieser belegt, dass durch das Wegbrechen
der Kinderbetreuung in Schule, Hort und KiTa vor allem Frauen die zusätzlich anfallende Sorgearbeit leisten. Weiterhin kommt dieser auch zu dem Schluss, dass Frauen häufiger von
Arbeitszeitreduktion betroffen sind und gleichzeitig seltener eine Aufstockung der Kurzarbeit erhalten. Frauen stehen somit mehrfach unter Druck. Alle Faktoren zusammen führen dazu, dass eine
ungleiche Verteilung der Erwerbsarbeit in Paarbeziehungen und somit die Abhängigkeit von Frauen zusätzlich begünstigt wird. So verändern sich im Moment Erwerbsverläufe von Frauen nachhaltig zu
ihrem Nachteil. Dies wird langfristige Folgen haben – über die Corona-Krise hinaus.
Die Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen sorgen u.a. ohnehin schon dafür, dass das Modell von Hauptverdiener*in (meist männlich) und Zuverdiener*in (meist weiblich) gefördert wird. An
dieser Stelle wurde auch in der Diskussion deutlich, dass bereits zuvor bestehende Geschlechterungleichheiten durch die Corona-Krise nur verstärkt werden und mehr zu Tage treten.
Ungläubig nahmen daher auch die Anwesenden den Fakt auf, dass Frauen in Deutschland immer noch durchschnittlich 21% weniger als Männer verdienen. Dieser Wert, der auch Gender Pay Gap genannt
wird, ist in Deutschland seit 2002 konstant. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit auf dem vorletzten Platz. Dazu kommt, dass Frauen vor Corona bereits täglich über 50% mehr
Sorgearbeit geleistet haben als Männer. Auch befinden sich Frauen häufiger in prekären Beschäftigungsverhältnissen (Niedriglohnsektor und Teilzeitarbeit), wie beispielsweise in systemrelevanten
Berufen im Pflegesektor. Sie haben daher auch ein erheblich höheres Risiko in Altersarmut zu geraten. Dies gilt vor allem für alleinstehende und alleinerziehende Frauen, da das Rentensystem immer
noch auf das Hauptverdiener Modell ausgelegt ist. Sorgearbeit wird finanziell nicht ausreichend anerkennt und unterbrochene Erwerbsbiografien führen zur Benachteiligung.
Im Meinungsaustausch wurde klar, dass diese Missachtungen, unabhängig von der Corona-Krise, viele Frauen persönlich betreffen. Dass Frauen diejenigen sind, die zum einen die Konsequenzen der
Corona-Krise (er-)tragen und zum anderen mehrheitlich diejenigen sind, die in systemrelevanten Berufen jeden Tag ihr Leben riskieren, dürfe nicht verwundern und vor allem die Frauen nicht
sprachlos machen.
Die Corona-Krise könnte dazu führen, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter um drei Jahrzehnte zurückgeworfen wird, befürchtet die Soziologin Prof. Dr. Jutta Allmendinger. Um das zu
verhindern bedürfe es energischer, sozialpolitischer Maßnahmen. Deshalb sei die Öffnungen von Schulen und KiTas nicht nur wichtig für die Kinder, sondern genauso für Mütter, im Besonderen für
Alleinerziehende. Daher fordert das WSI im Policy Brief außerdem eine stärkere Lohnkompensation für Eltern, die unteren Lohngruppen angehören.
Langfristig braucht es jedoch grundlegende politische Eingriffe, so die einhellige Meinung der Anwesenden, um eine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Beispielsweise eine
finanzielle Anerkennung von Sorgearbeit bei gleichzeitigem umfassendem Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten und Reformen von Renten- und Steuersystem. Dies ist ein langer Weg. Aber die Corona-Krise
zeigt auf, welche Schritte nötig sind. Wie essenziell Sorgearbeit im Privaten wie Professionellen ist, war noch nie so klar wie jetzt.
An dieser Stelle konnte ein Zusammenhang zum zweiten thematischen Schwerpunkt des Abends hergestellt werden. Denn, wie bereits erwähnt, sind es weltweit mehrheitlich Frauen, die in medizinischen,
systemrelevanten Berufen arbeiten und dem Virus somit stärker ausgesetzt sind. Dennoch sterben Frauen weniger häufig an COVID-19. Warum das der Fall ist, weiß man deshalb nicht, weil das
weibliche Immunsystem nicht ausreichend erforscht ist. Es fehlt an wissenschaftlichen Daten.
Dieses Fehlen von „weiblichen“ Daten wird als Gender Data Gap bezeichnet. Das 2019 erschienene Buch „Unsichtbare Frauen – Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“
von Caroline Criado-Perez verschaffte dieser Problematik mehr mediale Präsenz. In einem Interview mit dem Onlinemagazin ze.tt des Zeitverlags beschreibt die Autorin das Phänomen so: „[Die Gender
Data Gap] zeigt, dass die überwiegende Mehrheit an gesammelten wissenschaftlichen Daten von Männern stammt. […] Das liegt daran, dass Männer die unausgesprochene Selbstverständlichkeit sind. Sie
bilden sozusagen den ‚Durchschnittsmenschen‘ und ihre Erfahrungen und Erlebnisse gelten als geschlechtsneutral“.
Für die Auswirkungen der Datenlücke gibt es verschiedene Beispiele. Aus weiblicher Perspektive hat jedoch die Medikamentenforschung eine besondere Relevanz. So zeigt eine Studie, dass 80% der
Versuchstiere männlich sind. Außerdem werden Frauen als Testpersonen in klinischen Studien ausgeschlossen, weil sie „Hormonschwankungen“ unterliegen. Vera Regitz-Zagrosek, Mitbegründerin der
Gendermedizin und Kardiologin, kritisiert im Gespräch mit dem Wissenschaftsmagazin Spektrum, dass dies reine Bequemlichkeit sei. Würde man eine ausreichend große Zahl an Probandinnen wählen,
glichen sich die zyklusbedingten Unterschiede aus. Eine Konsequenz der unzureichenden geschlechtsspezifischen Testung ist, dass Arzneimittelnebenwirkungen bei Frauen 1,5-mal häufiger auftreten
als bei Männern. Dies führt Regitz-Zagrosek im Ärzteblatt an. Daher sei es unabdingbar: „geschlechtsdifferenzierte Arzneimittelunverträg-lichkeiten, Wechsel- und Nebenwirkungen systematisch [zu
erfassen]“.
Der Abend im Frauenzentrum hat demnach offenbart, wie vielschichtig sich die Geschlechterungleichheiten äußern und, dass die Corona-Krise diese Ungleichheiten zusätzlich verstärkt. Dabei ist das
Thema Unsichtbarkeit immer wieder zentral. Die Sichtbarkeit von Frauen, ihren Themen und Bedürfnissen zu erhöhen, ist somit ein Schritt auf dem Weg in Richtung Gleichberechtigung. Daher bietet
das Frauenzentrum einen Raum für Frauen sich und ihre Themen zu artikulieren und darüber gemeinschaftliches Handeln zu ermöglichen und Veränderung zu bewirken.
Gespräche und Gedanken gegen das Vergessen im Frauenzentrum Wetterau
Mordanschläge von Rechtsextremisten, Fahnenaufläufe von Reichsbürgern - der Anschlag auf die Synagoge in Halle jährte sich am 8. Oktober das erste Mal und der Angriff auf einen jüdischen
Studenten vor der Hamburger Synagoge liegt erst wenige Wochen zurück. Diese Entwicklungen lassen erahnen, wie viel rassistisches und anti-semitisches Gedankengut in Deutschland vorhanden ist. Um
den Wert eines demokratischen Rechtsstaates sichtbar zu machen, ist es deshalb notwendig, an die Verbrechen des Nazi-Regimes und die Ermordung von Millionen unschuldiger Menschen zu
erinnern.
Die Friedenskünstlerin Dina Kunze gab kürzlich im Frauenzentrum Wetterau e.V. Einblick in die Herausforderungen der Gestaltung von Denkmälern gegen das Vergessen der Verbrechen während des
Nationalsozialismus in Deutschland. Für die Gruppe „Frauen für Demokratie und Respekt“ war der Vortrag eine Vorbereitung auf den Besuch der von Dina Kunze gestalteten Denkmäler in Gelnhausen,
Gießen und Bad Homburg, um so die Geschichte lebendig zu erhalten.
Die Künstlerin berichtete von dem Prozess der Umsetzung der Denkmäler für die deportierten und ermordeten Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Gelnhausen. Dabei waren die Vorstellungen von
politischen Entscheidungsträgern und Künstlerin nicht immer gleich. Dennoch setzte sie „Die geöffnete Tür“ 1986 um, die vor der ehemaligen Synagoge und heutigen Begegnungsstätte in Gelnhausen zu
finden ist. Die Inschrift der Tür ist in deutscher, hebräischer und arabischer Sprache zu lesen. Dies stellt einen Bezug zur Ringparabel her, ineinander verwoben liegen auf der Tür drei Ringe und
symbolisieren so die drei Weltreligionen.
Menschen mit psychischen Erkrankungen oder geistiger Behinderung, die Opfer des NS-Regimes durch systematische Zwangsterilisation, Vernachlässigung, Verschleppung und Ermordung wurden, ist das
Denkmal auf dem Gelände der Gießener Psychiatrie gewidmet. Auch dieses gestaltete Dina Kunze mit Bronzetafeln, denen sie durch geübte Bearbeitung ihre Geradlinigkeit genommen hatte. Jedoch waren
die finanziellen Mittel stark begrenzt. So war die Stadt Gießen zum damaligen Zeitpunkt nur bereit, einen kleinen Beitrag zu leisten. Deshalb hatten sich Ärzte der Psychiatrie für dieses Denkmal
engagiert.
Ein weiteres von Dina Kunze gestaltetes Denkmal erinnert im Kurpark von Bad Homburg an den Autor und Nobelpreisträger für Literatur Samuel Josef Agnon (*1888, +1970), welcher von 1921-1924 in Bad
Homburg lebte. Er zog von dort mit seiner Familie nach Jerusalem, nachdem sein Haus am 5. Juni 1924 in Flammen aufgegangen war und alle seine
Manuskripte unwiederbringlich verbrannt waren.
Folgende weiterführende Gedanken gibt uns die Friedenskünstlerin mit auf den Weg:
„Zuhause ist alles sauber und bieder,
auf den Straßen grölen sie wieder.
In jungen Gesichtern die alte Arroganz,
es beginnt der Tanz der Intoleranz.“
Demnächst will die Frauengruppe zusammen mit Dina Kunze diese Orte aufsuchen und auf diese Weise die Erinnerung wach halten. Ein wichtiges Anliegen der Gruppe ist es, sich auch in Zukunft gegen Antisemitismus und Rassismus und für unsere vielfältige Gesellschaft zu engagieren.
Bei herrlichem Sommerwetter fuhren wir früh morgens los. Auf dem Weg von Friedberg nach Lißberg konnten die Café-Frauen die schöne Wetterauer Landschaft genießen. Einige kannten diese Gegend noch nicht. Daher gab es einen regen Wissens-Austausch über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, an denen wir vorbeifuhren.
In Lißberg, dem zweitkleinsten Städtchen Hessens, angekommen machten wir zuerst eine Führung durch die kleine zweitälteste evangelische Kirche Hessens. Vom alten Ortskern, direkt neben dem Schloss, gab es einen herrlichen Blick auf die Ausläufer des Vogelsbergs. Hier befindet sich auch die Ruine der Schafskirche, die an den Leichenzug des Bonifatius erinnert und wo das Projekt “Bonifatius-Route” als Pilgerweg seinen Ausgang nahm. Durch die fachkundige Führung erfuhren wir viel Wissenswertes über die kleine schöne Kirche, u.a. über die getrennten Bereiche und Sitzordnungen für Männer und Frauen.
Dann ging es ein paar Schritte weiter in das Instrumenten-Museum, das sich in dem Gebäude der alten Schule unterhalb des Schlosses befindet. Das Museum ist weit über die Grenzen Hessens für seine wichtige Sammlung bekannt. Hier begrüßte uns Herr Ritter, ein Vereinsmitglied und extra für uns an diesem Morgen angereist. Auf gerade einmal 90 qm stapeln sich weit über 2.000 Instrumente, einige davon wegen Platzmangels auch von der Decke hängend. Da staunten wir nicht schlecht. Herr Ritter erzählte uns mit viel Begeisterung die Geschichte verschiedener bekannter, aber auch ungewöhnlicher Instrumente. Viele der ausgestellten Instrumente finden ihren Ursprung in fernen Ländern, und wir waren alle begeistert und fasziniert von der Vielfalt und hörten Herrn Ritter gespannt zu. Hier verbirgt sich die weltgrößte Sammlung von Drehleiern und Sackpfeifen. Das Museum wurde 1990 eröffnet zu Ehren des 50. Geburtstags des Frankfurter Instrumentenbauers und -Sammlers Kurt Reichmann. Viele der hier zu bestaunenden Instrumente waren von Reichmann nachgebaut worden. Schön war es auch, Herrn Ritter zuzuhören, wie er einige dieser Instrumente für uns spielte. Wir waren sehr beeindruckt.
Danach verließen wir das kleine Lißberg und fuhren in Richtung Glauburg. Hier gab es dann etwas Zeit uns auszuruhen und im Museums-Café der Keltenwelt ein Mittagessen zu genießen. Natürlich plauderten wir lebhaft über die Vormittags-Erlebnisse. Auch hier gibt es einen traumhaften Weitblick über die “Archäologie-Landschaft Wetterau”, und es kommt der Betrachterin vor, als ob die Kelten und Römer noch anwesend seien. Durch die gute Vorbereitung und Organisation von Monika im Zentrum konnten wir uns auch im der Keltenwelt auf eine Führung freuen. Zu dieser Zeit gab es im Museum die Sonderausstellung “Das Geheimnis der Keltenfürstin von der Heuneburg.” Die Heuneburg an der Donau in Baden-Württemberg zählt zu den bedeutendsten keltischen Siedlungen in Europa. Dort wurde 2010 unweit des Fürstensitzes auch die Grabkammer einer frühkeltischen Frau gefunden. Dieses Grab war nicht ausgeraubt, und die Restauration der Überreste zeigte, dass diese Grabkammer 583 vor Chr. errichtet worden war. Zum Vorschein kamen wertvolle Grabbeigaben aus Bernstein, Bronze und Gold. In der Ausstellung gab es originalgetreue Nachbildungen der Fundstücke zu sehen. Die verstorbene Fürstin war etwa 30-40 Jahre alt und gehörte zur privilegierten Elite der keltischen Gesellschaft. Mit ihr im Grab lagen noch die Überreste einer zweiten Frau, möglicherweise einer Dienerin, und von einem Baby, vermutlich dem Kind der Dienerin. Unser Museumsführer hatte enorm viel Fachwissen, das er mit großer Leidenschaft an uns weitergab.
Nach so vielen geistigen Aktivitäten war es wieder Zeit, uns auf unser leibliches Wohl zu konzentrieren. Das Museums-Café hatte uns wieder, diesmal zu Kaffee und Kuchen. Klar, dass es wieder lebhafte Diskussion über die Ausstellung gab, denn alle hatten so viele Eindrücke gesammelt. Nach einem kleinen Spaziergang vor dem imposanten Museumsgebäude beschlossen wir einvernehmlich, den Tag noch nicht zu beenden. Gemeinsam fuhren wir die paar Kilometer nach Stockheim in das Café Zinn, das auch Kunstausstellungen durchführt. Hier bei leckerem Eiskaffee und weiteren Tortenstückchen gab es viel Spaß und weiteren Austausch über das Erlebte vom ganzen Tag. Wir waren uns einig: unsere Kolleginnen vom Zentrum hatten einen tollen Tag versäumt.
Ein buntes Miteinander aus Groß und Klein, Alteingesessenen und Neuhinzugekommen, verschiedenen Rhythmen und Klängen, leckeren Düften und Geschmacksvarianten - all das hatte im Juni wieder das
Spielefest auf der Seewiese in Friedberg zu bieten. Bei - von einer kleinen Unterbrechung abgesehen - tollem Wetter gab es Spielangebote wie lebendiges Tischfußball, Hüpfburg, Trommel-sessions,
Verkaufsstände mit Tüchern, Tanzdarbietungen auf der Bühne, Infostände von gemeinnützigen Organisationen und natürlich internationales Essen von würzig bis süß. Entsprechend gut besucht war das
Fest.
Eine prima Gelegenheit, Kontakte zu suchen, auch für das Frauenzentrum. So machten sich zwei Vorstandsfrauen mit Infoflyern auf, sowohl Netzwerke zu möglichen Kooperationspartnern zu knüpfen, als auch Frauen gezielt auf das Angebot des Frauenzentrums aufmerksam zu machen. Bewusst hatten sie dabei auf einen festen Infostand verzichtet, um aktiv und ungebunden auf Menschen zugehen zu können. Nicht so günstig war hierfür vielleicht die bevorstehende Sommer-Ferienzeit, so dass konkrete Angebote (wie das Frauenforum der Vielfalt) noch weit in der Zukunft lagen. Um in Erinnerung zu bleiben oder neu wahrgenommen zu werden, war es aber vielleicht ein weiteres Puzzleteil.
Hervorragend organisiert war die Veranstaltung wie seit 18 Jahren vom Internationalen Zentrum Friedberg, in diesem Jahr erstmals in Kooperation mit dem Verein „Mensch mach mit e.V.“, der sich aktiv für Integration einsetzt.
Nach 11- jähriger Tätigkeit im Vorstand des Frauenzentrums wurde Frau Alix Lichert im März 2019 verabschiedet.
Am Samstag dem 10. November 2018 fand eine Lesung der Malerin, Diplom- und Kunstpädagogin, Mediatorin und Schriftstellerin Hanna Pfetzing in den Räumen des Frauenzentrums statt.
Sie las aus ihrem Buch „Dreizehn Frauen und die Pizza in Nizza".
Ende der 60iger Jahre fasst eine Gruppe junger Studentinnen den nicht ganz ernst gemeinten Plan, nach ihrem Berufsleben gemeinsam zum Pizzaessen nach Nizza zu fahren. Als Großmütter begegnen sich die Freundinnen eher zufällig wieder und stellen fest, dass sie nicht mehr viel miteinander verbindet, weil ihre Lebenswege in sehr unterschiedliche Richtungen verlaufen sind. Dennoch beschließen sie in der Erinnerung an ihre gemeinsame Anfangszeit, die Reiseidee von damals in die Tat umzusetzen.
Eine fiktive Ich-Erzählerin skizziert bruchstückhaft das Leben ihrer zwölf Freundinnen. Sie gehören zu einer kleinen Gruppe von Frauen, die sich mit der ihnen zugedachten Rolle nicht abfinden wollen und denen es daher sinnvoll scheint, alles anders zu machen, als die eigenen Mütter. In ihren Geschichten spiegelt sich die Aufbruchsstimmung zur Zeit der Studentenunruhen der späten sechziger und der ersten Hälfte der siebziger Jahre wider.
Vier Jahrzehnte später blicken die Heldinnen von damals ebenso selbstironisch wie stolz auf diese Zeit zurück. Recht unterschiedlich arrangieren sie sich mit ihrer neuen Rolle als Großmutter. Dementsprechend kompliziert gestaltet sich die Vorbereitung ihrer gemeinsamen Reise nach Nizza. Sie fällt ein wenig anders aus, als geplant.
Im Anschluss an die Lesung wurde die Möglichkeit, sich mit der interessanten Autorin über das Buch, die beschriebene Zeit und eigene Erfahrungen oder auch über ihre ausgestellten Kunstwerke zu unterhalten, rege genutzt. Ebenso ließen sich viele Besucherinnen das neu erworbene Buch von Hanna Pfetzing signieren.
Dominierten in den letzten Herbst-Kultur-Veranstaltungen des Frauenzentrums Lesungen oder Filme zu Themen wie Krieg, Gewalt, (auch gesundheitliches) Anders-Sein, durfte es ein halbes Jahrhundert nach der 68 er Bewegung und im 100. Jahr des Frauenwahlrechts diesmal ein bisschen leichter und fröhlicher zugehen.
Rund um die Lesung gab es einen kleinen aber feinen internationalen Basar mit außergewöhnlichen Geschenkideen für die Vorweihnachtszeit Es wurden Schmuck, Tücher, Gewürze und kleine handgefertigte Präsente aus verschiedenen Herkunftsländern angeboten.
Die Ausstellung der Aquarelle und Radierungen der Gießener Künstlerin Hanna Pfetzing, die in Gießen und Italien lebt und arbeitet ist noch bis zum 04. April 2019 im Frauenzentrum zu sehen.
Kultureller Austausch in der Interkulturellen Woche
„Miteinander Leben gestalten“ heißt eine Veranstaltungsreihe, die zweimal jährlich, zur Interkulturellen Woche und zum Internationalen Frauentag, stattfindet. Die Reihe wird vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises, dem Frauenzentrum Wetterau e.V. und der Frauenbeauftragten der Stadt Bad Nauheim durchgeführt. „Unser gemeinsames Ziel ist es, Frauen aus verschiedenen Kulturen zusammen zu bringen, voneinander zu lernen und für gute Lebensbedingungen von allen Frauen zu sorgen“, beschreibt Hanne Battenhausen vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit die Anfänge der inzwischen traditionellen Workshops. „Deshalb schauen wir regelmäßig auf die Gemeinsamkeiten und versuchen auch dort Lösungen zu finden, wo es unterschiedliche kulturelle Gewohnheiten gibt.“
Jede Kultur hat ihre eigenen Kommunikationsformen. Schon die Begrüßung wird überall anders gestaltet. Die kleinen Dinge des Alltags haben unterschiedliche Bedeutungen und bei einer Einladung kann es schnell zu Missverständnissen kommen.
Susanne Klein und Fulya Yilmaz spielten in zwei kleinen Szenen eine deutsche berufstätige Frau, die sich mit ihrer türkischen Freundin verabredet. Am Tag des Treffens bringt sie begrenzte Zeit mit und freut sich auf eine Tasse Tee mit der Freundin. Diese hat aber den Tisch reich gedeckt und erwartet eine ausgiebige Mahlzeit mit ihrem Gast. Doch die Deutsche probiert aus Höflichkeit einige Köstlichkeiten und muss dann nach kurzer Zeit weiter. Beide bleiben unzufrieden zurück.
Vielen Teilnehmerinnen waren solche Situationen bekannt, und es entspann sich eine intensive Diskussion um Lösungen zwischen den Frauen mit unterschiedlicher Herkunft.
„Fazit ist, immer im Gespräch zu bleiben und die eigenen Bedürfnisse klar zu formulieren“, fasst Jutta Fenske vom Frauenzentrum Wetterau zusammen. „Kulturelle Unterschiede beinhalten unterschiedliche Erwartungen und führen dadurch zu Unsicherheiten und Missverständnissen, die nur dann ausgeräumt werden können, wenn wir uns darüber verständigen. Das Frauenzentrum bietet dazu regelmäßig Gelegenheit, z.B. mit dem Internationalen Frauen-Café.“
Die Frauen, die am Workshop teilnahmen, bemerkten im Gespräch, dass oft auch innerhalb ihrer eigenen Kultur voneinander abweichende Vorstellungen und Gewohnheiten das Handeln prägen und erst die Verständigung zum Verstehen führt.
Eine aus verschiedenen Bereichen des Frauenzentrums bunt zusammengesetzte Gruppe besuchte kürzlich das Rosenmuseum in Steinfurth. Während sich die Jüngeren zu Fuß vom Bahnhof in Bad Nauheim auf den Weg machten, traf der zweite Teil direkt im Rosenmuseum ein. Mehr als zwanzig Frauen und Mädchen aller Altersstufen und mehrerer Nationalitäten nahmen an einer Führung durch das Museum teil, die vor allem den zahlreichen Besucherinnen, die aus dem Iran stammten, vertraute Bilder des Rosenanbaus und wohlbekannte Düfte offenbarte. Viel Anklang fand auch die Sonderausstellung „Wilde Rosen & Starke Frauen“. Anschließend ließen die Teilnehmerinnen den Tag im Museum bei Kaffee und Rosentorte ausklingen.
Weltweit gibt es Proteste gegen den neuen amerikanischen Präsidenten.
In Frankfurt am 21.01.2017 waren wir dabei...
am 25. und 26. November 2016
Traditionell verbindet das Frauenzentrum den Herbst-Basar mit einer kulturellen Veranstaltung. Warum also nicht mal etwas Neues probieren? Von cineastisch interessierten Frauen kam der Wunsch, einmal selbst Gastgeberin für ein Filmwochenende zu sein. Entsprechende Filme wurden ausgesucht, die Vorführlizenzen besorgt und der Termin bekannt gegeben. Unbürokratisch im Vergleich zu der Rechteerlangung war der Umbau unseres großen Seminarraumes in ein „Heimkino“. Nachteil: der geplante asiatische Basar war räumlich sehr eingeschränkt. Dies änderte aber nichts daran, dass er wieder liebevoll zusammengestellt und mit leckeren Häppchen unserer Spenderinnen bestückt war. Zeitweise war auch eine Henna-Malerin anwesend. Vielen Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben.
Gut besucht war der Freitag-Abend, an dem der vielfach ausgezeichnete französisch-mauretanische Spielfilm „Timbuktu“ gezeigt wurde. Der Film berichtet von einer Hirtenfamilie, die friedlich in den Dünen der Sahara, nicht weit von der Wüstenoase von Timbuktu in Mali lebt, als die Stadt in die Hände religiöser Fundamentalisten fällt. Die Jihadisten kommen mit Schusswaffen und unverrückbaren Koran-Interpretationen: Musik, Lachen, Zigaretten und sogar das Fußballspielen werden verboten. Abderrahmane Sissakos vielschichtiger Film verlegt die Perspektive auf den Widerstand der einfachen Leute. Begreifbar wird, in welchen Situationen Menschen sich entscheiden, ihre Heimat zu verlassen. Nur schwer aushalten ist die brutale Wucht der gezeigten Bilder. Kino kann ein eindringlicheres, unmittelbareres Medium sein als es das Lesen von Büchern und Zeitungen oder abstrakte Diskussionen vermögen.
Auch der Samstagsfilm fand sein Publikum mit einem ganz anderen, wenn auch ebenfalls anspruchsvollen Thema und Setting: Wie mit passender Farbpalette gemalt, beschreibt die französisch-belgische Filmbiografie „Séraphine“ Aufstieg und Fall eines fragilen Künstlerinnendaseins zwischen Krieg und Frieden, dörflicher Enge, Politik, Geld und der Psychiatrie. Zum Inhalt: 1912 zieht der deutsche Kunstsammler Wilhelm Uhde (der als Entdecker von Picasso und Rousseau gilt) in das Städtchen Senlis, um sich dem Schreiben zu widmen und sich vom hektischen Leben in Paris zu erholen. Als Haushälterin stellt er die widerborstige und unscheinbare Séraphine ein. Eines Tages entdeckt er bei Nachbarn ein kleines, auf Holz gemaltes Bild, das ihn sogleich fasziniert. Zu seiner großen Überraschung stellt sich heraus, dass dieses Bild von seiner Haushälterin Séraphine gemalt worden ist.
Es war ein interessantes Wochenende. Das Frauenzentrumsteam freute sich über die vielen Besucherinnen. Gleichzeitig wurde klar, dass es sich um eine einmalige Aktion handelte. Filmvorführrechte zu erwerben rechnet sich für uns nicht. Unserer Film-Lust werden wir weiterhin durch gemeinsame Besuche im Programm-Kino nachkommen.
Die Ausstellung „Zähmung des Wolfes“ führte uns am 11. August 2016 nach Glauburg in das Keltenmuseum. Einen Einblick in die Beziehungen von Wolf, Hund und Mensch zeigte die Sonderausstellung im archäologischen Museum. Wie sieht es aktuell mit der Einwanderung des Wolfes in Hessen aus? Die Antworten fanden wir gemeinsam bei unserem Ausflug.
Am 22. Juni 2016 lud das Frauenzentrum zu einer Erlebnisführung durch die historischen Gassen der Altstadt von Friedberg mit der Stadtführerin Annette Miksch ein. Sie erzählte den aufmerksam
zuhörenden Frauen von der Zeit der Beginen und dem Leben der Friedbergerinnen während der Hexenverfolgung bis nach dem 30-jährigen Krieg. Treffpunkt und Ende der Führung war auf dem
Stadtkirchenplatz, wo sich die Teilnehmerinnen herzlich bedankten und sich gemeinsam freuten, heute ein weniger schweres und gefährliches Dasein zu fristen.