Bahareh Hübschmann *20.09.1981


 

JIN, JIYAN, AZADI! - FRAUEN, LEBEN, FREIHEIT

Sprachrohr für die mutigen Frauen und Mädchen im Iran 

 

„Freiheit und Sicherheit sind nicht selbstverständlich“. Schon ihre Eltern gingen im Kampf für ein Leben ohne Unterdrückung im Iran auf die Straße. 1986 floh die Familie, mit zwei kleinen Kindern. Bahareh Hübschmann machte Friedberg zu ihrer Wahlheimat, schloss ein Studium ab und arbeitet heute als Sozialarbeiterin. Politisch engagiert sie sich im Ortsbeirat Ossenheim. Sie versteht sich als Sprachrohr der iranischen Frauen und erinnert daran, dass Frauenrechte Menschenrechte sind. Jeder Mensch sei frei - unabhängig von seiner Herkunft.  


 

Interview 

 

Bahareh Hübschmann  

* 20.09.1981 im Iran 

 

Ihre Eltern kämpften für ein Leben ohne Unterdrückung im Iran und taten ihre Wut und ihren Ärger über das Regime öffentlich kund. Dadurch war ihr Leben in Gefahr und sie mussten mit zwei kleinen Kindern fliehen. 

 

Um uns Kinder in Sicherheit zu wiegen, erzählten die Eltern, dass wir uns auf eine große Abenteuerreise begeben, so Hübschmann. Mit gefälschten Papieren flohen sie vor über 35 Jahren über Polen und Schweden nach Deutschland. Auf der Flucht begegneten ihnen viele wundervolle Menschen, die sie unterstützten. In Erinnerung bleibt ihr bis heute, ihr erstes Leberwurstbrot, das sie nach langen Entbehrungen zu essen bekam. Mit vielen dieser Menschen sei sie bis heute in Kontakt. 

 

Ihr Leben ist geprägt von dem Fundament, das ihre Eltern legten, dass Bildung, Sprache und Offenheit wichtige Elemente im Leben sind.  

 

Als SPD-Ortsbeiratsmitglied in Friedberg-Ossenheim engagiert sie sich auf politischer Ebene. Sie solidarisiert sich besonders mit der feministischen Revolution im Iran, die unter dem Leitspruch "Jin - Jiyan - Azadi!" (Frau - Leben - Freiheit) international bekannt ist. 

 

Bahareh Hübschmann ist dankbar für ihr Leben in Deutschland, für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und insbesondere für feministische Errungenschaften. Sie weiß aus ihrer eigenen Lebensgeschichte, dass Freiheit und Sicherheit nicht in jedem Land selbstverständlich sind. 

 

Seit ihrer Flucht als Kind war sie nicht mehr im Iran, da sie aufgrund ihrer doppelten Staatsbürgerschaft befürchtet, festgenommen zu werden. 

 

Wer mit ihr ins Gespräch kommen möchte, trifft sie auf Friedberger Festen, Demos oder am Rednerpult. Hier setzt sie sich gegen die Diskriminierung, Geschlechterungleichheit und systematische Gewalt in ihrem Herkunftsland ein.

 



  
Frankfurter Rundschau / Rhein-Main / Wetterau / Friedberg

 

 

Protest gegen Mullah-Regime

Stand:18.10.2022, 16:06 Uhr

Von: Jürgen Wagner

 

Seit Wochen protestieren Menschen im Iran gegen das brutale Mullah-Regime. Der Tod einer 22-Jährigen durch die Polizei hat die Weltöffentlichkeit wachgerüttelt. Vier Gruppen riefen am Montag in Friedberg zur Solidaritäts-Demo auf, kritisierten unter anderem, dass Deutschland Handelsbeziehungen mit Diktaturen pflegt.

 

Fast 200 Menschen waren auf den Friedberger Elvis-Presley-Platz gekommen, darunter viele Exil-Iraner. „Ich wusste nicht, dass wir so viele sind“, sagte ein Mann beim Blick in die Menge. Die Demonstranten trugen Schilder mit Aufschriften wie „Revolutionsgarde = Terroristische Gruppe“ oder „Mord, Terror, Hinrichtung“. Eingeladen hatten die Antifa-BI, der Friedberger Ausländerbeirat, das Internationale Zentrum und die „Omas gegen rechts“.

 

Die Initiative ging von Bahareh Hübschmann aus, SPD-Ortsbeiratsmitglied in Ossenheim mit iranischen Wurzeln. Mit bewegenden Worten erzählte sie, wie ihre Mutter ausgepeitscht wurde, weil sie auf der Straße Händchen hielt; ihre Eltern flüchteten vor 36 Jahren vor der islamischen Revolution. Jetzt erlebe man eine feministische Revolution, ausgelöst durch die Ermordung der 22-jährigen Jina Mahsa Amini, „im Auftrag des iranischen Terrorregimes“. Eine „korrupte Elite“ plündere das Land, lasse das Volk niederknüppeln. Harte, schonungslose Worte, die so manche Zuhörer zu Tränen rührten. „Woman - Live - Freedom“ oder auf Deutsch „Frauen - Leben - Freiheit“: Das ist der Slogan der Protestierenden, der sich weltweit verbreitet. Unterstützung sei nötig, sagte Ausländerbeiratsmitglied Rima Zavazian. Die in Frankfurt geborene armenische Friedbergerin lebte vom 2. bis zum 14. Lebensjahr im Iran, erlebte „die Unterdrückung von Minderheiten“.

 

Der Exil-Iraner Bijan Razavi aus Kassel sagte, es seien Deutschland und Österreich gewesen, welche die außenpolitische Isolation des Iran nach der islamischen Revolution durchbrochen hätten. Der Iran und Deutschland seien „auf vielfältige Weise miteinander verflochten“. Razavi forderte Sanktionen gegen iranische Banken, die Schließung von Botschaften, die „Mittel zum Staatsterrorismus“ seien, und die sofortige Aussetzung aller Abschiebungen nach Iran.

 

Das Leben von Frauen im Iran sei nur halb so viel wert wie das von Männern, sagte die SPD-Kreistagsabgeordnete Franziska Linhart. Der Aufstand der iranischen Frauen sei auch ein Kampf um Würde. Uschi Knihs von den „Omas gegen rechts“ rief zur symbolischen Solidaritätsgeste auf: Studentinnen der Teheraner Kunstakademie hatten sich mit roten Händen fotografieren lassen, wollten den Mullahs damit zeigen: An euren Händen klebt Blut. Dies wurde in Friedberg mit roter Farbe nachgestellt. Iranische Fahnen wurden mit dem Slogan der Protestierenden bemalt. Die Redebeiträge wechselten sich mit iranischer Musik vom Band ab, so ergaben sich Momente der Besinnung und des Austauschs.

 

Letzter Redner war Peter Heidt, Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für Menschenrechte. Heidt sprach sich für Sanktionen gegen die Profiteure des Regimes aus, die ihr Land „wie Oligarchen auspressen“, und forderte, das Land Hamburg müsse die Zusammenarbeit mit dem „Islamischen Zentrum Hamburg“ sofort beenden; das Zentrum gilt als „wichtigste Filiale des iranischen Schiismus in ganz Europa“, worauf Bijan Razavi in seinem Redebeitrag eingegangen war.

 

Lisa Steinbrück von der Antifa-BI und Mehmet Turan vom Ausländerbeirat hatten die Demo auf dem Elvis-Presley-Platz damit begründet, dass sich Deutschland mit den Protestierenden im Iran solidarisieren müsse. Für die vielen Exiliraner dürfte es ein Zeichen der Ermunterung gewesen sein, dass sich so viele Deutsche, Türken, Ukrainer und Menschen vieler anderer Nationen an ihre Seite stellen.

 

 

Quellennachweis:

 

Hübschmann, Bahareh (2023): Frauen, Leben, Freiheit. Rede von Bahareh Hübschmann vor dem Wetterauer Kreistag.

 

Mayer, Patricia (2023): Persönliches Interview mit Bahareh Hübschmann 

 

Wagner, Jürgen (2022): Protest gegen Mullah-Regime. Frankfurter Rundschau
https://www.fr.de/rhein-main/wetterau/friedberg-ort28695/protest-gegen-mullah-regime-91859670.html